So wird Weihnachten auf der Südhalbkugel gefeiert
Wenn es auf der Südhalbkugel Dezember wird, tragen die Menschen dort eher Shorts und T-Shirts als warme Winterjacken. Ja, Weihnachten wird dort ganz anders gefeiert als bei uns – aber wie denn eigentlich genau? Damit du dir besser vorstellen kannst, wie es sich anfühlt, Sonne satt statt Schnee zu haben und Garnelen statt Stollen, haben wir dir hier zusammengestellt, was uns am „Sommerloch“ südlich des Äquators am besten gefällt.
Weihnachten in Australien
Es gibt ein australisches Weihnachtslied, das geht so: “Christmas where the gum trees grow, there is no frost and there is no snow”, verspricht also dort warmes Wetter, wo die Ekalyptusbäume wachsen. Was sollen wir sagen, das entspricht absolut der Wahrheit! Solltest du das Glück haben, die Feiertage in Australien zu verbringen, dann vergiss die Sonnenmilch mit extra hohem Lichtschutzfaktor nicht und stell dich auf drei weitere wunderbare Dinge ein: Meeresfrüchte, Salate und – ausnahmsweise nichts zu essen – Sport. Es ist eher unüblich, warm zu essen, aber hungern wirst du dennoch nicht: Australier gönnen sich zum Fest gerne Meeresfrüchte-Platten, Fisch, kalten Truthahn und Schinken, eine Pavlova und natürlich ein Glas eisgekühltes Blubberwasser. Der eigene Garten und Swimming-Pool spielen am ersten Weihnachtstag eine große Rolle, denn die Kinder stürzen sich ins kühle Nass, um neue Schwimmtiere oder Flossen auszuprobieren, während die ganze Familie vielleicht eine Runde Kricket spielt. Selbstverständlich macht der Weihnachtstrubel auch vor den Stränden nicht Halt. Nahe der großen Städte Brisbane, Sydney und Perth sind die Strände am 25. Dezember so richtig in Weihnachtsstimmung. Am zweiten Feiertag, der wie in Großbritannien Boxing Day genannt wird, sind die Australier entweder auf Schnäppchenjagd, weil es überall spezielle Angebote beim Boxing Day Sale gibt, oder sie schauen den Boxing Day Test, ein Kricketspiel zwischen Australien und einer anderen Nationalmannschaft. Vielleicht gehen sie auch ins Kino, um einen neu angelaufenen Film zu sehen, oder bleiben einfach liegen und verdauen die Exzesse des ersten Feiertags.
Weihnachten in Neuseeland
Kiwis haben ebenso wie Australier das Glück, Weihnachten unter freiem Himmel feiern zu können. Hier fällt die Weihnachtszeit in die langen Sommerferien der Kinder. Familien haben also alle Zeit der Welt, wandern oder zelten zu gehen, die Höhlen in und um am Wasser gelegene Städte wie Auckland zu erforschen, oder sich ganz einfach an einem der vielen Strände zu tummeln, die zu den beliebtesten Orten der südlichen Hemisphäre zählen. Falls du dich fragst, was du anziehen sollst, sind jandals (bei uns Flip-Flops) immer eine gute Idee, und was das Essen angeht, kannst du dich am Nachmittag des 25. Dezember auch hier auf Salate und Meeresfrüchte freuen. Neuseeländer stellen durchaus wie wir eine Kiefer ins Wohnzimmer und schmücken sie, aber sie haben auch ihren ganz eigenen “Weihnachtsbaum”, den Pōhutukawa, einen heimischen Baum, der zu dieser Jahreszeit mit leuchtend roten, kugligen Blüten blüht.
Weihnachten in Südafrika
Das Weihnachtsessen wird eher mittags als abends serviert und besteht aus mince pies (auch für Briten typische Hackfleischküchlein) und glasiertem, geräuchertem Schinken; gerne auch Truthahn, Ente oder Rinderbraten vom Grill, der hier braai genannt wird. Weitere Leckereien, die häufig dazugehören, sind gelber Reis mit Rosinen, Eistorte und Malvapudding. Und der gesamte Schmaus findet höchstwahrscheinlich unter freiem Himmel statt, in der Hitze in und um Kapstadt.
Weihnachten in Südamerika
Wie viele andere Menschen auf der Welt feiern die Südamerikaner Weihnachten, indem sie sich gegenseitig beschenken, Christbäume aufstellen und sich mit der Familie oder Freunden an den Tisch setzen. Der Baum wird im Laden gekauft und häufig um eine Krippenszene ergänzt, die auf Spanisch pesebre heißt. Es ist üblich, die Mitternachtsmesse zu besuchen, die Misa del Gallo heißt (nach dem Hahn, der der Legende zufolge in der Weihnachtsnacht gekräht hat). Einige Arbeitgeber schenken ihren Angestellten einen canestón oder Weihnachtskorb, der mit grundlegenden Lebensmitteln wie Reis, Zucker, Mehl und Plätzchen gefüllt ist. Der deutlichste Unterschied zwischen den englisch- und spanischsprachigen Ländern der Südhalbkugel ist wohl, dass die Latinos ihr Weihnachtsessen bereits am 24. Dezember auftischen und oft noch bis zum Dreikönigstag am 6. Januar feiern und sich gegenseitig beschenken.
Am Weihnachtsabend versammeln sich Familienmitglieder und Freunde um eine Tafel, die sich unter der Last vieler Speisen biegt – einige davon sind europäischen Ursprungs, wie Truthahn und Schinken, andere je nach Land und Region unterschiedlich. In Bolivien liebt man die picana (eine scharfe Supp mit Huhn, Rind und Mais), während in Venezuela eher hallacas dazu gehören (mit Fleisch gefüllter Maisteig, der in Bananenblätter gewickelt wird), aber auch pan de jamón (ein mit Schinken und Rosinen gefülltes Brot) und dulce de lechoza (eine Süßigkeit, die mit Papayas und braunem Zucker zubereitet wird). Auf dem gesamten Kontinent ist Spanferkel ebenfalls sehr beliebt (und heißt lechón), ebenso wie ein großes asado-Grillfest. Das brasilianische Weihnachtsessen (ceia de Natal) dagegen wäre ohne knusprig frittierte Dorschbällchen (bacalhau) nicht komplett. Ebenso dürfen hier farofa (frittiertes Maniokmehl mit knusprigem Speck), rabanadas (ähnlich dem French Toast, aber mit einem Sirup aus Zucker und gewürztem Portwein anstelle von Ahornsirup) sowie Nüsse und tropische Früchte nicht fehlen.
Schnee, Raureif und geröstete Kastanien sorgen selbstverständlich für malerische Weihnachtstage, aber man sollte die Alternative unterhalb des Äquators keinesfalls außer Acht lassen! Weihnachten in der südlichen Hemisphäre macht Spaß, findet häufig draußen statt, bietet eine Fülle von Leckereien unterschiedlicher Herkunft, viel Sonnenschein und unbeschwerte Freude am Feiern. Du solltest es irgendwann einmal ausprobieren.