Sprichst du wirklich Österreichisch?
Dass das Österreichische sich eindeutig von der Sprache unserer Deutschen und auch Schweizer Nachbarn unterscheidet, ist keine Überraschung. Zum Glück verstehen wir zumindest die Deutschen in den Meisten Fällen, wobei wir es Ihnen schon ganz schön schwermachen können, unseren Gesprächen zu folgen. Da sind wir Österreicher schon klar im Vorteil mit unseren Paradeisern[1], dem Topfen[2] oder unseren Vorrangtaferln[3], Nockabazln[4] und Leiberln[5]. Da können wir dann mal so richtig sudern[6] ohne dass sie uns verstehen. Doch ist es dir auch schon einmal passiert, dass man dich sogar innerhalb Österreichs nicht verstanden hat?
Sprachwissenschaftler unterteilen unsere Dialekte ja gerne in Alemannisch, Mittel- und Südbairisch, doch, wenn man mal genau aufpasst, merkt man schnell, dass auch jede Region ihre feinen bis groben Eigenheiten im Sprachgebrauch hat und stolz darauf ist. Über unseren regionalen Dialekt identifizieren wir uns. Unsere Sprache gibt uns ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und grenzt uns von anderen ab.
Dialekte auf der Rundreise
Die Wiener unter uns wissen, wovon sie reden, wenn sie mit dem Hawara[7] im Beisl[8] einkehren und eine Eitrige[9] bestellen. Doch, wenn der Stodinger[10] nach Vorarlberg kommt, weiß er wahrscheinlich nicht, was er bekommt, wenn er Ribl[11] bestellt. Allein schon, ans essen zu denken, lässt den Oberösterreicher vom schern[12] sprechen und den Salzburger vom putten[13]. Und do wolltest doch eigentlich nur deinen Hunger stillen. Ein Krügerl wirst du im Beisl auf jeden Fall bekommen, aber nicht, dass du am Ende aududlt[14] bist vom vielen beigln[15]. Der Kärntner könnte dann schnell an Schleim auf dich haben[16], der Vorarlberger findet dich einfach nur agängig[17] während der Salzburger nur von dir wissen möchte: „Wos schiabts dir?[18]“
Wenn du im Vorarlberg dann mal aufs Örtchen musst, fragt du am besten nach dem Löüble[19] und in Kärnten findest du am schnellsten ein Bett, wenn du dich nach der Harpfm[20] erkundigst oder in Tirol einem Ort zum dutschn[21]. Falls am nächsten Morgen der Niederösterreicher mit dir zum Juchee[22] möchte, stellst du dich besser auf einen langen Anstieg ein oder sagst gleich ganz ab, denn du bist nach der vorherigen Nacht ogschloapft[23]. Der Tiroler hält dich eh schon für einen Tercher[24].
Wenn dich die Reise durch Österreich eines gelehrt hat, dann, dass du wohl noch etwas Zeit brauchst zum gruanbachti wern[25], aber wenigstens hat in Vorarlberg niemand den Tschuppar[26] gerufen und du bist auch im Burgenland nicht im Hefen[27] gelandet.
Du hast es ohne Wörterbuch geschafft?
Das ist ja gerade nochmal gut gegangen, aber es zeigt, dass es selbst in Österreich schwer werden kann, die eigenen Landsleute zu verstehen. Es gibt im Übrigen auch Studien, die untersucht haben, welche regionale Mundart die attraktivste ist. Eindeutiger Gewinner sind hier die Kärntner, dicht gefolgt von den Tirolern. Auf den hinteren Plätzen finden wir das Wienerische, das Burgenländische und Niederösterreichische. Du brauchst dich also nicht wundern, wenn du bei deiner Reise durch Österreich in Kärnten dein Herz verloren hast.
Welche anderen regionalen Ausdrücke kennst du? Lass uns auf Facebook einen Kommentar da.
Servus! Baba! Tschau! Pfiadi! Griaß di!
[1] Österreichischer Ausdruck für Tomate
[2] Österreichischer Ausdruck für Quark
[3] Österreichischer Ausdruck für Vorfahrtsschild
[4] Österreichischer Ausdrucker für ein kleines, unbekleidetes Kind
[5] Österreichischer Ausdruck für ein Shirt
[6] Österreichischer Ausdruck für sich beschweren, meckern
[7] Wienerisch für „Freund“
[8] Wienerisch für ein kleines Lokal
[9] Wienerisch für „Käsekrainer“
[10] Salzburge Ausdruck für die Bewohner der Stadt
[11] Vorarlberger Mehlspeise
[12] Oberösterreichisch für „essen“
[13] Salzburgerisch für „essen“
[14] Burgenländisch für „besoffen“
[15] Burgenländisch für „saufen“
[16] Kärntnerisch für „auf jemanden sauer sein“
[17] Vorarlbergerisch für „richtig nervig“
[18] Salzburgerisch für „Was ist mit dir bitte los?“
[19] Vorarlbergerisch für „Toilette“
[20] Kärntnerisch für „Bett“
[21] Tirolerisch für „schlafen“
[22] Niederösterreichisch für „Bergspitze“
[23] Niederösterreichisch für „nicht ganz fit/einsatzfähig“
[24] Tirolerisch für Depp
[25] Burgenländisch für „erwachsen werden“
[26] Vorarlbergerisch für „Polizist“
[27] Österreichisch für „Gefängnis“