Interview mit Ruth, einer 81-jährigen Sprachschülerin
Man ist nie zu alt, um zu reisen und neue Länder zu erkunden. Das beweist Ruth Schrade aus Lugano, die sich selbst zum 80. Geburtstag ein Geschenk machte und einen Sprachaufenthalt auf Hawaii buchte. Insgesamt verbrachte sie drei Monate auf der Insel, begab sich dabei auf die Spuren der Krimiserie Hawaii Fünf-Null (die Serie aus den 60er Jahren, nicht die mit dem Typen aus Lost und dem anderen aus Ocean’s Eleven) und sammelte viele spannende Erfahrung. Inzwischen ist Ruth 81 und plant bereits ihren nächsten Sprachaufenthalt – natürlich wieder auf Hawaii. Im Interview erzählt Ruth, was sie so an Hawaii fasziniert und warum sie sich zu einem Sprachaufenthalt entschlossen hat.
1) Warum haben Sie sich für einen Sprachaufenthalt auf Hawaii entschieden?
Ich habe viele Filme über Hawaii gesehen und war schon lange von der Insel fasziniert. Daher habe ich mich entschlossen, mir Hawaii selbst einmal anzuschauen. Zudem wollte ich mein Englisch noch etwas verbessern, obwohl ich eigentlich schon sehr gut spreche und mich auch gut verständigen kann.
2) Wie haben Ihre Familie und Freunde auf Ihre Entscheidung reagiert?
In meiner Familie waren alle begeistert. Ich hatte mir den Sprachaufenthalt zum 80. Geburtstag geschenkt und sowohl meine Familie als auch Freunde unterstützten mich bei dieser Entscheidung.
3) Hatten Sie Bedenken, was die Reise angeht?
Nein, ich hatte keinerlei Bedenken.
4) Wie war es bei einer Gastfamilie zu leben?
Ich habe bei einem älteren Paar gewohnt, das sehr zuvorkommend war. Ausser mir haben noch die Tochter des Ehepaares sowie fünf weitere Sprachschüler in dem Haus gewohnt. Die Frau war Ende 70 und eines Tages fragte sie mich „Sind Sie katholisch?“. Als ich ja sagte, hat sie mich gefragt, ob ich am Sonntag mit in die Kirche kommen möchte. Danach sind wir öfters gemeinsam in die Kirche gegangen. Damit ich mich wie zu Hause fühle, habe ich angefangen selbst Brot zu backen und Butter, Philadelphia Käse, Nutella und Erdnussbutter für das Frühstück gekauft. Die Gastfamilie hatte damit kein Problem.
5) Wie war es nach so vielen Jahren wieder Unterricht und Hausaufgaben zu haben?
Ich bin in Lugano lange Zeit in eine lokale Sprachschule gegangen und war den Sprachunterricht daher gewöhnt. Für mich war es daher keine grosse Umstellung. Durch den langjährigen Unterricht konnte ich auch schon vor dem Sprachaufenthalt gut Englisch sprechen und verstehen.
6) Was ist Ihre beste Erinnerung?
Das Meer und die Sonne! Das fehlt mir hier in der Schweiz sehr. Aber auch die Restaurants fand ich toll. Es gab da ein chinesisches Restaurant, bei dem man zuschauen konnte wie die Nudeln frisch zubereitet wurden. Eine Schüssel mit Nudelsuppe kostete nur 3,50 USD.
7) Was war die grösste Herausforderung während der Reise?
Das Umsteigen zwischen den Flügen war schon anstrengend. Mein Sohn hatte mich nach Mailand gefahren. Von dort habe ich den Flug nach London genommen, wo es nach Los Angeles und schliesslich Hawaii weiterging. Bei jedem Umstieg musste ich den Laptop auspacken und wieder durch die Sicherheitskontrolle gehen. Der Rückflug war von Honolulu über Los Angeles und New York nach Mailand. Insgesamt war ich pro Strecke circa 22 Stunden unterwegs.
8) Was hat Ihnen auf Hawaii am besten gefallen?
Die ganze Umgebung: Die Insel ist sehr grün und überall gibt es Blumen. Der Strand von Waikiki ist sehr sauber, auch weil man am Meer nicht rauchen darf. Ein besonderes Erlebnis war für mich aber der Besuch des Polizeireviers aus der Serie Hawai Fünf-Null. Ich habe früher oft die Serie angeschaut und war erstaunt, dass es schon in den 1960er Jahren auf Hawaii Hochhäuser mit mehr als 25 Stockwerken gab.
Im Polizeirevier habe ich Fotos gemacht und mit einem Polizisten gesprochen. Er kannte einige der Schauspieler noch persönlich, auch wenn die meisten inzwischen verstorben sind. Das Hotel aus der Serie war noch genauso wie damals.
Ich habe auch Ausflüge unternommen, z.B. nach Pearl Harbour, und bin viel mit dem Bus herumgefahren. Zudem habe ich ein Stoffgeschäft entdeckt, in dem es kilometerweise Stoffe gab. Ich habe für nur 50 USD Stoffe gekauft und Blusen, Shirts und alles Mögliche geschneidert.
9) Verwenden Sie nach Ihrem Sprachkurs Englisch häufiger im Alltag?
Eigentlich brauche ich es nicht oft, aber wenn ich Leute treffe, die nur Englisch sprechen, kann ich mich mit ihnen unterhalten. Ich spreche zudem noch Italienisch und Französisch. Ich schaue auch oft Filme im englischen Originalton an und würde gerne noch englische Bücher lesen, aber dazu fehlt mir die Zeit. Ich nähe ja auch noch und habe viele andere Hobbies.
10) Wie waren denn die anderen Sprachschüler?
Die meisten Sprachschüler waren viel jünger als ich, aber ich habe sehr gute Bekanntschaften geschlossen. Ich stehe noch heute in Kontak mit einem Herren aus Solothurn und einer Frau aus der Steiermark.
11) Was hat sie am meisten überrascht?
Ich war sehr erstaunt, dass auf Hawaii nicht richtig Ostern gefeiert wurde. Ich hatte aus der Schweiz extra für Ostern Schokolade mitgebracht und diese dann mit an die Schule genommen. Die Mitarbeiter waren beigeistert und haben sich sehr über die Schokolade gefreut. Ostern gefeiert wie wir es aus der Schweiz kennen hat aber keiner.
12) Ich habe gehört, dass Sie wieder einen Sprachaufenthalt auf Hawaii machen möchten. Wann soll es denn losgehen?
Das stimmt. Ich würde gerne noch einmal nach Hawaii reisen, diesmal für einen Monat. Der Zeitpunkt hängt natürlich auch von meiner Gesundheit ab. Ich denke November oder Februar nächsten Jahres wären eine Möglichkeit. Ich habe Ihrer Kollegin schon gesagt, dass ich gerne ein Einzelzimmer haben möchte.